Gärtnern,  Stauden

Chelsea Chop -Staudenrückschnitt im Frühsommer

Jetzt? Meine schönen Stauden zurückschneiden? Ich bin doch froh, das die schon so groß sind…..
Und dann soll ich zur Schere greifen und die Hälfte einfach abschneiden?
Genau diese Gedanken hatte ich auch, als ich vor Jahren das erste Mal vom Chelsea Flower Schnitt hörte. Und es ist mir am Anfang auch erst sehr schwer gefallen, zumal abgeschnittene Stauden nicht gerade attraktiv aussehen.
Dabei ist das eine gärtnerische Tätigkeit, die ich schon aus meiner Kindheit und Lehrzeit kenne…. das pinzieren einer Pflanze, um sie buschiger zu bekommen.
Allerdings wurden dort immer nur die Spitzen herausgenommen. Bei den Stauden wird viel mehr abgeschnitten.

Gerade in diesem Jahr sind die Stauden bei uns im Garten sehr gut gewachsen. Der Februar war sehr nass und unser schwerer Boden hält die Feuchtigkeit erstmal sehr gut. Dazu kam dann die Wärme im März und April und viele Stauden legten los. Phlox und Astern waren schnell fast kniehoch.
Das bringt Probleme mit sich. Die Zellen sind durch das mastige Wachstum groß und weich. Dadurch ist die Stabilität nicht so hoch…. sie kippen schneller um. Gerade wenn es wieder mal viel Wind gibt.
Und sie brauchen mehr Wasser, die Zellen wollen ja mit irgendwas gefüllt werden. Da wir aber schon wieder eine Dürre haben, schaffen die Stauden es nicht alle Blätter zu versorgen und reagieren mit dem Abstoßen der ersten Blätter.
Der Phlox fängt bereits damit an.

Für Mitte Mai ist er schon beachtlich gewachsen

Mit dem Pinzieren der Stauden erreiche ich, dass sie nicht noch länger werden und dann irgendwann umkippen. Das Längenwachstum wird gestoppt, da ich die Triebspitze entferne. Die Pflanze wird so gezwungen neue Triebspitzen zu bilden. Sie verzweigt sich, wird buschiger und kompakter.

Außerdem, und das ist das Spannende daran, kann ich die Blütezeiten dadurch verändern. Je nach Art des Schnittes blüht die Pflanze später oder hat eine längere Blütezeit.
Dadurch kann ich auch andere Pflanzenbilder bekommen, wenn der Phlox dann zum Beispiel mit einer bestimmten Clematis zusammen blüht.
Das gelingt allerdings nicht immer, da sich vieles durch die Klimaveränderung im Wandel befindet.

Und jetzt her mit der Schere und abschneiden!!!
Wo? Wieviel? Wie tief?
Welche Stauden?


Wo?
Am besten nach einem Blattpaar.

Hier zu sehen beim Phlox…. der heißt übrigens Winnetou. Das erste Mal, das ich eine Pflanze wegen ihrem Namen gekauft habe.
Durch das Entfernen der Triebspitze gebe ich der Pflanze den Anreitz am Blattansatz (Nodium) neu auszutreiben. Meistens passiert das an den beiden letzten Blattpaaren.
Im Grunde genommen ist das wie beim Heckenschnitt.

Wieviel?
Das kann unterschiedlich sein.
Möglichkeit 1: auf einer Höhe abschneiden. So bekommt ihr eine kompakte Pflanze, die gleichmäßig blüht.
Möglichkeit 2: in der Mitte stehen lassen und nur den Rand schneiden. Die Blütezeit ist verlängert, da die Triebe in der Mitte eher blühen als die pinzierten Triebe. Die müssen erst wieder mit dem Längenwachstum anfangen und entwickeln ihre Blüten später.
Zudem geben die kürzeren Stiele den längeren Trieben, in der Mitte, halt. Das funktioniert besonders gut bei Sedum telephinum, der Fetthenne. Die Triebe in der Mitte bringen dann die normale Blütengröße hervor und die kleineren Blüten am Rand, haben dafür mehr davon.
Möglichkeit 3: unregelmäßig schneiden. Beim Auslichten werden auch 1/3 der Triebe tief pinziert, allerdings durcheinander. Das geht am besten, wenn ihr steht und von oben auf die Staude schaut. Wenn ihr die Triebe in der Pflanze verteilt zurückschneidet, fällt der Schnitt nicht so auf und es sieht natürlicher aus.

Sedum telephinum Hybride „Matrona“ vor dem Schnitt
nach dem Schnitt

Wie tief?
Auch das ist variabel und richtet sich bei mir oft nach meinem Bauchgefühl. Im Staudenbeet habe ich Aster laevis „Calliope“ an verschiedenen Stellen stehen. Einige haben sich selbst ausgesät und stehen am Wegrand. Die schneide ich auf unter 10 cm runter, damit sie nicht so hoch werden. Andere lass ich komplett stehen um die Höhe von 1,40cm zu bekommen und noch wieder andere werden um die Hälfte reduziert. So habe ich im Beet verteilt eine recht lange Blütezeit.
Da könnt ihr richtig kreativ werden. Das eine Jahre so und das andere Jahr mal anders.


Chelsea Chop, Chelsea Schnitt, Chelsea Flower Schnitt…..
Es gibt verschiedene Bezeichnungen für diese Art des Gärtnerns.
Und er kommt wohl aus England. Die beste Zeit für diesen Rückschnitt ist Ende Mai.
Und um diese Zeit ist immer die Chelsea Flower Show – das Megagartenevent in England.
So können wir uns den Zeitpunkt einfach gut merken.
Bei den Engländern geht es in erster Linie um die verlängerte Blütezeit.
Beim traditionellen Chelsea Schnitt werden die äußeren Stengel um 1/3 eingekürzt.

Welche Stauden?
In erster Linie sind es Sommerstauden und Herbststauden.
Bei Stauden, die eine Blattrosette, wie Verbascum, oder grundständige Blätter, wie Salvia nemerosa, haben, würde ich diesen Schnitt nicht durchführen.

Besonders geeignet sind fast alle Asternarten ( mit Ausnahme von Aster ericoides „Snowflurry“), Chrysanthemen, Phlox, Sedum telephinum, Helenium – Sonnenbraut, Monarda – Indianernessel, Veronicastrum – Kandelaber-Ehrenpreis, Nepetea – Katzenminze…….


So, und jetzt ran an die Scheren…….

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