Leseecke

Der Kies muss weg – ein Stein kommt zum anderen……

Um es gleich vor weg zu nehmen: ich mag Steine!! Sie faszinieren mich.
Natursteine in all ihren Facetten, Farben und Formen.
Kieselsteine, die sich in die Hand schmiegen.
Selbst Betonsteine, weil sie oft gute Lösungen bieten.
Ich mag auch Steine im Garten. Da gibt es so tolle Gestaltungsmöglichkeiten, Trockenmauern, Hochbeete, Wege und Sitzplätze, Refugien für Tiere.
Auch reine Kiesflächen kann ich im Garten geschickt planen, als Weg, Auffahrt oder Sitzplatz.
Aber bei Geröllfeldern im Vorgarten gehen mir die Nackenhaare hoch!! Möglichst noch mit einem Flies darunter und einem armen Gartenbonsai in der Mitte.
Dazu dann der Stabgitterzaun mit grüner Fototapete..….
Geschmäcker sind verschieden und das will ich ja auch tolerieren.
Aber Schotter in der Form ist so wider der Natur, das kann und will ich so nicht akzeptieren.
Mittlerweile regt sich auch überall Widerstand gegen die Verschotterung der Gärten. „Gärten des Grauens“ auf Facebook, viele Reportagen zu dem Thema und Stadtverwaltungen, die es in neuen Baugebieten verbieten.
Trotzdem frage ich mich oft, warum kommt es zu solchen Geröllfeldern?

Geht es da nur um Arbeitsersparnis? Alles muss pflegeleicht sein?
Oder macht man es, weil so viele andere das auch so machen?
Kann man das schön finden?
Sind immer mehr Menschen immer weiter von der Natur entfernt und merken gar nicht, wie tot so eine Fläche ist?
Oder gibt es noch andere Gründe?
Denn wenn ich weiß, warum jemand etwas tut, kann ich eventuell gegensteuern und ihn dann leichter für etwas anderes begeistern.

Sieht nicht sehr bequem aus….. Tjards Wendebourg

Tjards Wendebourg hat dazu ein Buch geschrieben:

Der Kies muss weg!

Der Autor hat lange Jahre ein eigenes Planungsbüro, unter dem Namen „Digitalis“, betrieben. Ich finde, das der Name Digitalis (Fingerhut), schon eine Menge über seine Arbeit aussagt. So ein Name wird nicht gewählt, wenn man in erster Linie mit Steinen arbeiten will. Bei ihm hat die Pflanze eindeutig einen hohen Stellenwert.
Seit 2001 arbeitet er beim Ulmer Verlag in dem Bereich Gartenfachzeitschriften, wo er mittlerweile Redaktionsleiter ist. Dadurch hat er auch umfangreiche Kontakte zur Gartenwelt und weiß, was in der Praxis los ist.
In der Zeitschrift „Gartenpraxis“ habe ich schon einiges von ihm gelesen und dieses Buch ist auch nicht sein erstes Werk.
Dementsprechend neugierig bin ich darauf gewesen.

Der arme Bux…… einsam und verlassen in einer Steinwüste!!

Das Buch gliedert sich in drei Bereiche:

  • Worum geht es eigentlich?
  • Weshalb es Unsinn ist, Steine in den Garten zu schütten.
  • Wenn nicht so, wie dann?

Im ersten Teil geht es ein wenig auch um uns als Gesellschaft. Um den Umgang mit unserer Zeit, den Wertevorstellungen und dem Bezug zur Natur.
Schon mal was von umfallendem Rasen gehört? Nein? Das kannte ich auch noch nicht….
Und da ich das Buch gerade zu „Coronazeiten“ lese, macht es das für mich noch nachdrücklicher. Irgendwie passt es gerade zusammen. „Der Kies muss weg“ und der augenblickliche Run in die Gärtnereien und Gartencenter. Garten bekommt, glaube ich, gerade für viele eine neue Bedeutung.
Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt und ob sich nach „Corona“ dauerhaft etwas verändert.
Denn zu den Geröllfeldern kommen ja oft noch andere Stilelemente im Garten hinzu. Stabgitterzäune oder Gabionen statt Hecken, überdimensionierte Parkplätze und riesige Terrassen, sterile Rasenfläche und eine einsame Dachplatane als Hausbaum.
Wobei ich im Prinzip nichts gegen Dachplatanen habe…. es kommt auch da auf die Verwendung an.

Bei Sonnenlicht nur mit Sonnenbrille zu ertragen….

Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Argumentation gegen die Schotterflächen. Da bekommt der Leser viele stichhaltige Infos für Diskussionen an die Hand. Argumente, die sich nicht so einfach aushebeln lassen. Vom Flächenverbrauch über die Bienen bis hin zur schädlichen Erwärmung der Städte und Wohngebiete.
Die langfristigen Kosten hat auch kaum jemand im Blick. Und das es immer pflegeleicht ist, weil ja kein „Unkraut“ kommt ist, einfach nicht wahr und wird im Buch stichhaltig widerlegt!!

Sehr schick!!

Fassen wir also zusammen: Steine sind NICHT PFLEGELEICHT. Und wenn die Natur erst damit begonnen hat, die Steinflächen zurückzuerobern, ist genau das Ziel verfehlt, für das sie einmal aufgeschüttet worden sind!

Tjards Wendebourg

Außerdem macht Schotter einsam…… es regt sich mittlerweile massiver Widerstand!!!

Und es geht doch auch anders….. mir, als Gärtnerin, gefällt der 3. Teil besonders gut. Kies nach dem Vorbild von Mutter Natur. In Symbiose mit vielen Pflanzen.
Denn ein richtiger Kiesgarten, mit Betonung auf Garten, ist vielfältig, lebendig, spannend und pflegeleicht.

HORTVS, Peter Janke, Kiesgarten
Verblühter Zier-Lauch und Fingerhut in purpurfarbenen Beet mit Bank

Nicht die Steine sind das Problem, sondern die Art der Verwendung. Und da gibt es viele positive Beispiele im Buch. Mit Adressen und weiteren Informationsmöglichkeiten.
Und nur so werden wir langfristig Erfolg haben und die „Gärten des Grauens“ verhindern und umwandeln können.
Der erhobene Zeigefinger erzeugt eher Gegenwehr. Hier geht der Autor einen anderen Weg.
Aufklären – Betroffenheit erreichen – lebendige Alternativen aufzeigen
Für alle, die etwas gegen die Verschotterung unserer Gartenkultur tun wollen, gibt das Buch viel Argumentationshilfe an die Hand. Und gerade der erste Teil hilft auch ein wenig Verständnis aufzubauen.
Ich denke, das wir damit mehr erreichen können.

Im Buchumschlag habe ich noch ein schönes Gedicht gefunden:

Der Stein
Ein liebenswertes Dinger ist,
wenn er nicht drei Meter misst.
Auch in der Gruppe ist er schön,
kann man die Anzahl übersehn.
Und wächst dazwischen was,
hat das Auge doppelt Spaß.
Nur wenn am Findling Blumen blühn,
rot, gelb – vor allem grün,
ist er ein hübsches Einzelstück,
manch einem hilft der kleine Tipp.
was aber ganz und gar nicht geht,
ist, wenn der Garten übersät…..
mit Kies, Geröll, ob grob ob fein,
mit andren Worten auch Gestein.
Dann ist des Hausbesitzers Grund
ganz hässlich und so ungesund.
Damit der Gärtner Freude hat,
bleibt er sehr gern ein Unikat.
Der Stein.

Imke Jungnickel

Das Buch „Der Kies muss weg“ gibt es im Ulmer Verlag
ISBN: 978-3-8186-1045-6 12,95 €
Alle Bilder, mit Ausnahme der Beitragsbildes, hat der Ulmer Verlag freundlicher weise zur Verfügung gestellt.

Zur besseren Transparenz:
Ich habe das Buch bei einem Gewinnspiel der Ulmer Verlages gewonnen.

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