Bäume und Gehölze,  Gärtnern

Der wächst doch wieder…..

…. aber wie!!!!
Sind die neuen Triebe wirklich ein Zeichen für ein gesundes Wachstum?
Warum werden Bäume überhaupt geschnitten?
Muss ein Baum eigentlich immer geschnitten werden?
Was passiert im Baum nach so einem starken, und oft unnötigem, Eingriff?
Wie entwickelt er sich danach?

Das sind die Fragen, mit denen ich mich in diesem Beitrag beschäftigen werde.
Seit vielen Jahren beobachte ich Bäume, die nicht fachgerecht geschnitten worden sind. Etliche davon über Jahre hinweg.
Vieles habe ich dadurch von den Bäumen gelernt. Sie zeigen mir mit ihrer Reaktion deutlich was sie von Kappungsschnitten halten.
Oft überleben sie es nicht…..

Diese Bäume könnten alle noch leben, wenn sie nicht unsachgemäß gekappt worden wären.

Natürlich gibt es auch Situationen, in denen ein Kappungsschnitt notwendig ist.

  • die Sicherheit steht immer an oberster Stelle
  • bei Habitatbäumen, z.B. zur Entlastung
  • Sturmschäden
  • ……

„Mein Baum muss mal geschnitten werden!“ Das höre ich oft.
Aber warum muss der Baum denn geschnitten werden?
Diese Frage sollte sich jeder Baumbesitzer vor einem Schnitt stellen.
Denn es ist nicht so, das jeder Baum automatisch geschnitten werden MUSS.

Verschiedene Gründe für einen Schnitt können sein:

  • Ertragsschnitt: die meisten Obstbäume brauchen einen regelmäßigen Schnitt, damit sie gut tragen
  • Formschnitt: Dach- und Form- Spalierbäume müssen regelmäßig in ihre gewünschte Gestalt gebracht werden
  • Pflegeschnitte bei Straßenbäumen: damit sie das Lichtraumprofil von 4,50m mit einer vernünftigen Krone erreichen
  • Erziehungsschnitte: bei Jungbäumen in der Anzucht, damit sie eine artgerechte Krone entwickeln
  • Pflanzschnitt bei der Neupflanzung
  • artgerechte, behutsame Pflegeschnitte bei allen Bäumen, z.B. reibende Äste, Zwiesel, Totholz…..
  • Altbaumpflege bei nachlassender Vitalität
  • ……..

In den meisten anderen Fällen, wenn Standort und Baum aufeinander abgestimmt sind, muss/sollte nicht regelmäßig stark geschnitten werden.

Trotzdem sehe ich gerade in der Winterzeit immer wieder Bäume mit unsachgerechten Kappungsschnitten.
Viele denken, wenn sie einen Baum kappen, ist er nicht mehr so groß und sie haben weniger Laub, weniger Schatten und vor allem weniger Dreck.
Das mag im ersten Jahr noch stimmen…. im zweiten schon nicht mehr.

Was ist da passiert?
Wurzel – Stamm – Krone befinden sich bei einem gesunden Baum im Gleichgewicht. Zum Herbst lagert der Baum die passende Menge Nährstoffe in den Wurzeln ein. Werden nun im Winter alle Äste gekappt, sind keine Triebe mehr vorhanden, die im Frühjahr austreiben können.
Es wird Frühjahr und die Säfte steigen im Baum hoch….. und können nirgendwo hin.
Der Baum bekommt Panik und aktiviert alle die schlafenden Knospen unter der Rinde, und zwar so viel wie möglich.
Das hat zur Folge, das er viele sogenannte Angsttriebe macht. Viel mehr, als er vorher an Trieben hatte.
Es entstehen Ständer (senkrecht nach oben wachsende Äste), die instabil werden.
Weil dem Baum jetzt ein Großteil seiner Krone fehlt, kann er sich nicht mehr ausreichend versorgen…. Kronen- und Wurzelteile sterben ab.
Pilze dringen ein und schädigen den Baum.
Und durch die vielen Angsttriebe entsteht eine große Blattmasse.

Kappungsschnitt an einem Ahorn
zwei Jahre später Angsttriebe und Ständer
Schädigungen am Holz durch mangelnde Versorgung
instabile Ständer im vierten Jahr…..
teures Nachschneiden erforderlich

Mein Freund, der Baum ist tot. Er fiel im frühen Morgenrot

Lied von Alexandra von 1968

In der ZTV-Baumpflege (Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen für Baumpflege) steht unter Kappung:
Umfangreiches, baumzerstörendes Absetzten der Krone ohne Schneiden auf Zugast / Versorgungsast und ohne Rücksicht auf Habitus und physiologische Erfordernisse.
(Anmerkung: Keine fachgerechte Maßnahme, entspricht nicht dem Stand der Technik)

ZTV-Baumpflege der FLL – Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V.

Durch Kappungen entstehen für den Baumbesitzer hohe Folgekosten, da der Baum zum „Pflegefall“ wird und vorzeitig entfernt werden muss. Firmen, die Kappungen durchführen, müssen mit Schadenersatzklagen rechnen

Praxis Baumpflege/ Kronenschnitt an Bäumen, Peter Klug, Sachverständiger für Baumpflege, Standsicherheit v. Bäumen und Gehölzbewertung

Deshalb ist es wichtig, im Umgang mit Bäumen, aufmerksam und sensibel zu sein. Wir müssen unsere Bäume erhalten und schützen und dürfen nicht zulassen, das sie verstümmelt werden.
Sie brauchen unsere Stimme, weil wir leider nicht hören können, wenn sie schreien.
Nur wirkliche Fachleute an die Bäume lassen.
Denn unser Beruf ist leider nicht geschützt. Jeder kann sich als Gärtner selbstständig machen und Baumschnitt anbieten.
Es ist besser kritisch nachzufragen.

Damit so etwas nicht mehr vorkommt.

Bäume sind Lebewesen, die mehr als 1000 Jahre alt werden können. Sie geben uns Nahrung und Holz. Verbessern das Klima, binden CO² und produzieren unseren Sauerstoff. Sie sind der Stoff für Sagen, Märchen und Lieder.
Und unsere Freunde…..

Cedrus libani in England

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