Bäume und Gehölze,  Gartenportrait,  Unterwegs

Ein Erbe der Pflanzenjäger in Schottland- Bäume und Gehölze

Auf keiner meiner vielen Gartentouren habe ich so viele spannende Bäume und Gehölze gesehen wie in Schottland. Und gerade das, habe ich da gar nicht so erwartet.
Oder würdet ihr in Schottland mit großen Eukalypthusbäumen oder dicken Nothofagus (Pfenningbuche) rechnen?

Das Klima in Schottland ist eher gemäßigt. Der Westen (Golfstrom) ist eher wärmer, aber auch nasser, als der Osten (Nordsee).
Es wird gesagt, das man an einem Tag auch schon mal alle Jahreszeiten erleben kann. Das gilt vor allem für die Highlands.
„Es ist schlechtes Wetter? Dann warte mal 5 Minuten“
Wolken, Sonne, Regen… alles im schnellen Wechsel.
Einfach super zum Fotografieren. Immer mal wieder sind Wolken da und das Licht ist nicht so grell. Die Temperaturen fand ich auf unserer Reise optimal. Von Jacke bis T-Shirtwetter war alles dabei. Aber nie drückend heiß.
Ich ziehe mir auch viel lieber eine Jacke an, als das ich nicht mehr weiß, was ich ausziehen soll……

Und vielen Bäumen geht es genauso wie mir…. lieber gemäßigtes Klima und öfter Regen, als ständig Sonne mit hohen Temperaturen und trockene Füße.

Das kam den Pflanzenjägern, oder Planthunter, Schottlands sehr entgegen. Vielen Pflanzen aus China oder dem Himalaya gefällt es in Schottland sehr gut.
Im 18. Jahrhundert und dem frühen 19. Jahrhundert sind sie auf große Reisen gegangen. Entbehrungsreich und gefährlich war ihr Tun. Aber wer von so großer Leidenschaft für Pflanzen und einem immensem Jagdfieber ergriffen ist, scheut das alles nicht.
Außerdem kam noch die Ehre dazu. Vieles wurde mit Gold aufgewogen und für die gehobene Bevölkerungsschicht war der Besitz von seltenen Pflanzen ein großer Prestigegewinn.

Jagdfieber kenne ich auch…. ein bißchen…. wenn ich in einem Garten eine spannende Staude gesehen habe und sie nirgendwo zu bekommen ist…. dann entwickle ich auch Jagdfieber…. aber mehr im Internet.

Im 18. Jahrhundert gab es noch kein Internet, auch keine schnellen Schiffe oder gar Flugzeuge. Da wurden die kostbaren Pflanzen per Segelschiff transportiert. Nicht gerade sehr pflanzenfreundlich und oft nicht erfolgreich.
1830 entwickelte der englische Arzt Nathaniel Ward den sogenannten „Wardschen Kasten“, ein transportables Gewächshaus mit einem geschlossenem Wasserkreislauf und heizbar mit Hilfe einer Öl- oder Spirituslampe.
Jetzt konnte es losgehen….. es wurde alles gesammelt was vielversprechend war.
Viele botanische Namen haben in der Zeit ihren Ursprung.

Einer der Planthunter war David Douglas, geb. 1799 in Scone/ Schottland
Er brachte besonders viele Koniferenarten aus Nordamerika mit.
Wer kennt sie nicht…. die Douglasie (Pseudotsuga menziesii) oder Mahonia aqquifolia? Phlox douglasii, der Polsterphlox, und Ribes sanguineum, die Blutjohannesbeere, sind auch von ihm entdeckt worden.

Pseudotsuga menzinesii

Ein Garten, in dem es überwiegend Pflanzen aus dem Himalaya gibt, ist der Crarae Garden. Dort sammelte Lady Crace Campell, die Tante des Planthunters Renigald Farrer, seit1912 seltene Gehölze und Stauden. Rhododendron mit wunderschöner Rinde und so groß, das wir darunter herlaufen konnten. Obwohl ich kein Fan von denen bin, haben sie mich doch sehr beeindruckt.
Eucalypthus, Nothofagus, Acer , Bambus und Cornus… ein Eldorado für Dendrologen.

Noch was zu Renigald Farrer: nach ihm sind zahlreiche Pflanzen benannt.
Virburnum farreri, Geranium farreri, Allium farreri….
Leider verunglückte er schon im Alter von 40 Jahren während einer Pflanzenjagd in Burma.

Auf Cawdor Castle, hoch im Norden Richtung Inverness, habe ich mich besonders gefreut. Dort stehen Acer und Linden, die 1711 gepflanzt worden sind.
So mächtige alte Bäume bekomme ich nicht oft zu sehen.
300 Jahre alt und immer noch voller Leben und vital! Wie vielen Menschen haben sie Schutz gegeben und Sauerstoff gespendet…..
Unter solchen Bäumen zu stehen ist für mich etwas ganz Besonderes.
Kennt ihr das auch?
Ich stelle mich dann oft ganz dicht an den Stamm und lege meine Hände auf die Rinde oder lehne mich dagegen. Und dann die Augen schließen und nur fühlen und hören. Ich bin mir sicher, das dann irgendwas Gutes passiert.

Acer pseudoplatanus – Bergahorn, 1711 gepflanzt
Acer palmatum „Atropurpurea“ – japanischer Ahorn

Der schottische Adel hat damals große Flächen mit Bäumen aus der ganzen Welt bepflanzt…. und davon können wir jetzt profitieren.

Crathes Castle sieht dafür viel englischer aus. Aufwendiger Formschnitt, Topiary genannt, bestimmt die Burganlage.

Das ist mal was anderes als wilde und ungezähmte Bäume.
Taxus baccata – Eibe- und Prunus lusitanica -portugiesischer Kirschlorbeer.
Es braucht viele Jahre und großes Geschick um solche Formen zu bekommen.
Ich habe schon genug mit unseren Taxuskugeln zu tun, um die gleichmäßig rund zu bekommen.
In Schottland wird viel Prunus lusitanica verwendet, als große Hecken oder Kugeln. Dabei oft auch mit Stamm.
Bei uns ist der portugiesische Kirschlorbeer seit einigen Jahren auch stark in Mode gekommen. Sieht auch viel hübscher aus als der andere….

Aber es gibt auch noch ganz andere Orte…….

Geht ihr auch so gerne auf Friedhöfe wie ich ?
Wenn ich unterwegs die Möglichkeit finde, gibt es kein Halten mehr. In Glasgow haben wir abends beim Spaziergang einen sehr alten, verlassenen Friedhof gefunden. Er hatte eine ganz eigene Atmosphäre.
Ich glaube, im Dunkeln wäre ich da nicht drüber gegangen.
Grabsteine, die alt und verwittert waren, standen so schief, als wenn sie jeden Augenblick umkippen würden. Grabplatten sahen aus, als wenn da gleich Dracula raus kommt.
Bei uns wäre da schon längst die Berufsgenossenschaft gekommen…..
Und dann die Bäume….. alte Ilex in einer Größe, wie ich sie hier noch nicht gesehen habe. Zypressen, die irgendwann auf das Grab gefallen sind, liegen gelassen worden sind und einfach so weiter wachsen.
Fantastisch!!

Stellt Euch das mal bei Nebel vor…… Edgar Wallace lässt grüßen!!

Im Botanischen Garten von Edinburgh habe ich dann fast Schnappatmung bekommen. So viele tolle Gehölze und Bäume. Und ein sagenhaft guter Pflegezustand. Daran kann man sehen, das die Wertschätzung dort eine ganz andere ist als bei uns. In Deutschland werden Botanische Gärten geschlossen oder kämpfen ums Überleben und in Schottland und England sind sie für die Menschen etwas ganz Besonderes und werden auch so gepflegt.
Viele Ehrenamtliche Helfer sind dort immer mit dabei. Das ist überall sichtbar.

Und die vielen Bäume…… so schöne Birken……

Ich kann immer noch nicht ganz glauben, das es eine Betula pendula „Tristis“ ist. Der Stamm war so dick…. unglaublich. Schade, dass das Pflanzjahr nie dabei steht. Das wäre echt interessant.

Seht euch mal diese verschiedenen Rindenfarben an….alles Birken
Und dann gibt es gibt Menschen, die bezeichnen Birken als Unkraut. Für mich sind es mit die schönsten Bäume, die ich kenne. Zu jeder Jahreszeit sehenswert.
Im Frühjahr der frühe, maigrüne Blattaustrieb; im Sommer der filgrane Schatten und die Bewegung der Äste; im Herbst die goldene Färbung und im Winter die attraktive Rinde.

Habt ihr schon mal einen so breiten Acer griseum – Zimtahorn gesehen?
Ich noch nicht und bin begeistert gewesen. Ich mag den Zimtahorn besonders gerne. Bei uns im Garten will er nämlich nicht wachsen. Der Boden ist viel zu schwer. Trotz besseren Wissens habe ich es zweimal probiert und beide Male hat die Pflanze nach kurzer Zeit aufgegeben.
Aber es ja oft so….. das was nicht funktioniert….will man erst recht haben!!

Stämme in allen Variationen haben wir in den Parks und Gärten gesehen. Sie sind genauso interessant wie die verschiedenen Rinden. Ob Sequoia – Mamutbaum, Abies – Tanne oder Fagus – Buche…… jeder hat seinen eigenen, individuellen Stamm.

Dicke Stämme gab es auch viel zu sehen. Manchmal hätte ich gerne, mit vielen anderen zusammen, den Stamm umfasst, um ein Gefühl für die Größe zu bekommen. Das kann ein Bild oft gar nicht wieder geben.

Und dann gibt es so viele Menschen, für die so ein Baum nur Dreck macht und weg muss. Oder aber er wird kleingeschnitten, damit er beherrschbar ist.
Das kann ich nicht verstehen und das macht mich traurig und oft auch sehr wütend.

Selbst Totholz hat hier seine Berechtigung, egal ob stehen oder liegend. Wobei Totholz ja nicht so richtig ist. Das ist so voller Leben. Viele Insekten finden dort ihren Lebensraum und gefallene Bäume sind sogar ohne Wurzeln oft in der Lage grüne Blätter und Äste hervorzubringen.
Versucht euch mal im eigenen Garten darauf einzulassen …. auch Totholz ist schön!!

Und zum Schluss einfach noch ein paar Bilder zum Genießen:

Fraxinus exelsior „Pendula“ – Hängeesche, an der man schön die verdickte Veredelungsstelle am Stamm erkennen kann

Flechten und Moose gibt es wegen der Feuchtigkeit überall an den Bäumen…. wenn doch nur mehr Platz im Koffer gewesen wäre…..

Und zum Schluss noch ein Foto ohne Baum….

Zu dem Schild brauche ich nichts mehr zu sagen….. so gehen die Schotten mit ihren Bäumen um.

Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung wegen Namensnennung.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert