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Sonnenbrand an Bäumen

Wir wohnen jetzt seit über 30 Jahren in Rinkerode und von Anfang an hat mich diese wunderschöne Blutbuchenallee begleitet. Als wir mit dem Kinderwagen drunter her gefahren sind, waren es noch junge Bäume. Wir konnten es gar nicht abwarten, das sie sich endlich in der Mitte zu einem Dach schlossen.
Mittlerweile sind sie groß und stattlich geworden. Das Blätterdach hat sich längst geschlossen und wenn sich links und rechts die Getreidefelder oder der Raps im Wind bogen, war es immer ein wunderbarer Anblick.

Lange werde ich mich nicht mehr an ihr erfreuen können. Richtig freuen kann ich mich schon jetzt nicht mehr, wenn ich darunter her gehe. Denn es geht den meisten Buchen nicht gut.
Sie sterben….. erstmal alle, ca. 50 Bäume, die im Südwesten stehen. Und dann werden die anderen folgen. Insgesamt mehr als 80 große Blutbuchen.
Es ist nur noch traurig.

Was ist passiert?

Akut sterben sie am Sonnenbrand. Ja, Bäume können auch Sonnenbrand bekommen.
Und das nicht nur im Winter. Sonnenbrand im Winter kennen sicher viele von euch, gerade an Jungbäumen. Sie bekommen deshalb oft einen Kalkanstrich. Dadurch reflektiert die Wintersonne und der Stamm kann sich nicht so erwärmen. Denn durch die Temperaturschwankungen reißt die Rinde längs auf und Pilze haben freien Zugang. Der Baum wird stark geschädigt.
Nicht ohne Grund stehen deshalb in kalten Gegenden oft Birken. Mit ihrer weißen und rauen Rinde sind sie besonders geschützt.

Nicht so die Buche. Mit ihrer glatten Rinde gehört sie zu den Bäumen, die sehr schnell Sonnenbrand bekommen. Genauso wie Ahorn, Eschen, Linden, Erlen und Fichten. Und das auch als große, starke Bäume. Das ist ein Vorgang, der sehr schnell gehen kann, wenn ein Baum plötzlich frei steht. Oder aber länger dauert, über Jahre, wie hier bei der Allee.

Durch die immer höher werdenden Temperaturen können durchaus bis zu 50 Grad unter der Rinde einer Buche gemessen werden. Da direkt dort das Kambium liegt, sind Schäden unvermeidbar. Und das auch bei alten, großen Bäumen. Es passiert oft, wenn andere Bäume plötzlich wegfallen, die vorher Schatten geworfen haben. Oder es wird durch einen falschen Standort begünstigt. Wenn Buchen plötzlich hoch aufgeastet werden und der Stamm dann frei steht, hat die Sonne auch freie Bahn.
Gerade eine freistehende Buche lässt ihre Äste bis zum Boden hängen und schützt sich so selber. Genauso sieht es am Rand eines Buchenwaldes aus.

Die Blutbuchen in unserer Allee sind alle hoch aufgeastet. Sowohl innen als auch außen. Das sogenannte Lichtraumprofil von 4,50 m wird freigehalten, damit auch hohe Fahrzeuge gefahrlos unter den Bäumen her fahren können. Die Landwirte möchten natürlich ebenfalls auf dem Feld ackern können und Schattenwurf vertragen die Feldfrüchte auch nicht gut.
Deshalb liegen die Stämme alle frei und die Bäume im Südwesten sehen alle so aus:

Mittlerweile ist auch Pilzbefall zu sehen. Es ist der als Wundparasit bekannte Spaltblättling. Er fühlt sich bei Hitze und Trockenheit so richtig wohl.

Es gibt auch Bäume dabei, die versuchen mit einer Überwallung den Stamm wieder zu schützen. Andere widerum haben vorher im Schatten einer großen, alten Eiche gestanden. Die hat leider einer der letzten Stürme zu Fall gebracht. Diese Bäume sehen am schlimmsten aus.

Alle sind mittlerweile stark im Wachstum geschwächt. Das sieht man auch gut im Vergleich in den Kronen:

Und die Wurzeln?
Auch da wird ein großer Schaden vorhanden sein. Ein gesunder Baum ist immer im Dreiklang:
Wurzel – Stamm – Krone
Wird eins davon geschädigt, leiden die anderen immer mit.

Mit dem Wissen, was ich mittlerweile über Bäume habe, kann ich sagen, das Buchen grundsätzlich an dieser Stelle die falsche Wahl waren.

  • in der Mitte liegt die Straße – kein Wurzelraum
  • außen ist das Feld – ständige Beschädigung der feinen Wurzeln
  • freistehend, ohne Unterholz zur Schattierung
  • hoch auf geastet, was an einer Straße notwendig ist

Buchen sind Flachwurzler, die ein feines Wurzelwerk dicht unter der Erde haben. Damit atmen sie und dafür brauchen sie Platz, entsprechend ihrer Krone. Sie stehen auf einem Streifen, der ungefähr 3 Meter breit ist. Der Abstand zwischen den Bäumen ist okay. Aber das reicht für die Wurzeln nicht aus. Dazu kommt die ständige Bearbeitung des Feldes, die langanhaltende Dürre, die immer stärker werdende Sonneneinstrahlung und der heiße Asphalt.

Wusstet ihr, das bei Buchen eine Erdaufschüttung von 5 cm reicht um den Baum zu schädigen?

So empfindlich sind diese wunderbaren Bäume. Wir werden diese Allee verlieren. Und zwar komplett in den nächsten Jahren, wahrscheinlich aber schon eher. Und wenn die eine Seite gefällt wird, werden sich die anderen Bäume auch nicht mehr lange halten. Denn dann sind sie auch der Sonne schutzlos ausgesetzt.

Vielleicht könnte dann ein Schutzanstrich helfen. Es gibt ein Mittel. das heißt Arbo Flex (Werbung, unbezahlt und unbeauftragt). Das ist ein Schutzanstrich für Bäume, der auch die Vorgaben der ZTV Baumpflege erfüllt. Er hält mindestens 5 Jahre und schützt den Stamm vor der Sonne.
Besonders zu empfehlen bei Jungbäumen und Altbäumen, die plötzlich frei stehen.
Dann könnten wir uns wenigsten noch an dieser Reihe erfreuen.

Denn ohne diese Bäume ist der Weg nur einfach eine Straße, über die wir Menschen einfach längs gehen oder fahren.
Mit den Bäumen ist es ein Weg, auf dem wir, zu mindestens ohne Auto, den Schritt verlangsamen und vielleicht etwas durchatmen können. Und uns daran freuen können.

  • das erste Laub im Frühling
  • ein Blätterdach, das uns Schatten gibt
  • das Rascheln des Herbstlaubes
  • Bucheckern, die unter den Füssen knacken
  • die Konturen im Winter

Wir brauchen unsere Bäume dringender den je und sollten alles tun, um sie zu schützen und zu erhalten.

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