Bäume und Gehölze,  Gärtnern,  Gestaltung

Fachgerechte Baumpflanzung

Nichts ist für mich mehr Abbild der Welt und des Lebens als der Baum.
Vor ihm würde ich täglich nachdenken, vor ihm und über ihm…..

Christian Morgenstern

Ein Leben ohne Bäume ist für mich nicht vorstellbar.
Keine andere Pflanze hat für mich diesen hohen Stellenwert und ist mir so wichtig.

Erst ein Baum macht eine Garten komplett und gibt ihm Atmosphäre.
Kein noch so toller Sonnenschirm kann mir im Sommer den Schatten eines Baumes bieten. Unter seinem Blätterdach ist die Hitze auszuhalten und das Klima viel angenehmer. Er schenkt uns Geborgenheit und hat heilende Kräfte.
Und noch nie mussten wir um unsere Bäume so kämpfen….

Unsere Bäume haben es zur Zeit sehr schwer und es wird nicht leichter werden. Besonders in den Städten und in Wohngebieten brauchen wir sie, wegen den hohen Temperatuten, immer mehr. Sie geben Sauerstoff ab, binden Feinstaub und senken die Temperaturen.
Und es gibt für jedes Haus, für jeden Garten und für jeden vorhandenen Platz den passenden Baum. Doch wenn ich durch Wohngebiete oder Städte fahre, sehe ich sehr oft Bäume, denen es nicht gut geht. Die keinen Zuwachs haben und in jungen Jahren schon vergreist sind.
Egal ob als Straßenbaum oder als Gartenbaum.
Und in ganz vielen Fällen ist eine schlechte Pflanzung und Bodenvorbereitung der Grund.
Und da jetzt, im Herbst, die allerbeste Zeit zum Baum pflanzen ist, geht es jetzt um das Pflanzen eines Baumes.

Denn wenn ein Baum in den Garten einzieht soll er sich von Anfang an wohl fühlen.

Viele Gartenbesitzer haben irgendwann das Bedürfnis einen Baum zu pflanzen. Und irgendwie wächst er auch….. aber oft könnte er besser wachsen, wenn einige grundlegende Dinge beachtet würden. Dabei ist es meistens nur Unkenntnis. 
Schließlich kann nicht jeder alles wissen…..

Nach reiflicher Überlegung sollte in diesem Garten, im Frühjahr 2018, ein Hausbaum gepflanzt werden. Nicht zu klein, damit er bald Schatten wirft.
Deshalb kommt ein Feldahorn, Acer campestre 20/25 m. Db. in den Garten. 20/25 heißt, er hat einen Stammumfang von 20 – 25 cm in einem Meter Höhe. Und m. Db. bedeutet Ballen mit Drahtballierung.
Das ist dann kein ganz kleiner Baum mehr.

Aus verschiedenen Gründen konnten wir leider erst im Mai pflanzen. Das ist für mich nicht mehr die optimale Pflanzzeit. Ich pflanze Bäume und Gehölze am liebsten im Herbst.
Denn dann braucht eine Pflanze keine neuen Blätter mehr zu machen. Sie kann sich ganz auf die Wurzelbildung konzentrieren und bis 7 Grad Bodentemperatur ist das auch noch gut möglich.
So ist der Start in nächsten Frühjahr viel einfacher. Das gilt ganz besonders für wurzelnackte Pflanzen. Ballenpflanzen könne das eher verkraften.

Da unser Baum schon Blätter hatte, wurde die Krone für den Transport in Folie eingepackt. Das verhindert schwere Blattschäden, die durch den Fahrtwind entstehen können.

Sieht nicht gerade nach tollem Boden aus…..

Und dann geht es ans Graben.
Faustregel: Doppelt so breit und doppelt so tief wie der Ballen ist.
Auf die Pflanzlochgröße lege ich viel wert. Je schlechter der Boden ist umso größer wird das Loch. Das kann dann auch schon mal 1m x 1m x 1m werden.
Wichtig ist beim Graben, das der Aushub gleich sortiert wird. Auf einen Haufen kommt der gute Oberboden und der Rest, je nach Bodenart, auf andere Haufen. So kann ich wertvollen Boden wieder einarbeiten, anderen vielleicht verbessern und ganz schlechten Boden, wie z.B. Kalkmergel oder Schutt, entsorgen.
Für das Wachstum ist es wichtig, dass der Baum es in den ersten Jahren einfach hat Wurzeln zu machen. Nur dann kann er gut wachsen. Er braucht nicht nur Wasser und Nährstoffe, sondern auch Luft im Boden. Für ein gutes Wachstum brauchen Pflanzen 25% Luft in der Erde. Das wird oft unterschätzt.
Verdichtungen, die ja leider beim Bauen oft entstehen und dann einfach mit Mutterboden zugekippt werden, müssen unbedingt aufgebrochen werden.

Zur Bodenverbesserung wird die Erde mit Kompost vermischt. Aber Vorsicht, nicht unter den Ballen geben. Kompost braucht viel Luft zur weiteren Umsetzung und das ist unter dem Ballen nicht gegeben. Wenn die Erde zu schlecht ist, lasse ich einen Teil davon weg und nehme Pflanzerde oder Mutterboden mit dazu. Wichtig ist dabei alles gut zu vermischen. Wird der Baum in reine Pflanzerde gesetzt, steht er meistens in sehr viel Torf. Das kann beim Wässern große Probleme geben.

Kompost….. das Gold der Gärtner

Genauso wichtig ist der Pflanzschnitt. Leider wird er sehr oft nicht gemacht.
Warum ist er so wichtig?
Zum einen rege ich damit den Baum zum Neuaustrieb an. Er soll vitale Neutriebe bilden und die finden wir bei einem Baum ohne Pflanzschnitt nur sehr spärlich.
Und zum anderen nehme ich ihm Äste weg, um die er sich dann nicht kümmern braucht. Er hat ja auch weniger Wurzeln und kann somit nicht genug Wasser und Nährstoffe nach oben transportieren.
Im Frühjahr schneide ich radikaler als im Herbst. Besser wenige Äste, die gut versorgt sind, als viele Äste mit kleinen Blättern und vertrockneten Triebspitzen.
Bei wurzelnackten Pflanzen ist der Kronenschnitt noch wichtiger, weil noch weniger Wurzeln da sind. Dann kommt der Wurzelschnitt auch noch mit dazu. Beschädigte Wurzeln abschneiden. Alles andere frisch anschneiden.
Und nicht im Wind liegen lassen !!!!!!!

Einen Baum liegend zu schneiden….gar nicht so einfach.

Wie viel ich weg schneide, richtet sich auch nach der Baumart. Bei einem Amberbaum bin ich z.B. zurückhaltender als bei einem Ahorn.
Kleine Äste, überkreuzende oder scheuernde Äste, Konkurrenztriebe….. die kommen alle weg. Dann schaue ich mir den Baum als Ganzes an… wie ist der gesamte Aufbau? Wie lang sind die Äste? Zum Teil werden sie auch noch eingekürzt. Dabei ist es wichtig auf die Augenstellung zu achten.
Augen sind die kleinen Erhebungen auf den Ästen aus denen die neuen Triebe werden.
Beim Schneiden bitte darauf achten, dass das letzte Augen nach außen zeigt. Denn dort kommt der neue Trieb und der sollte nach außen wachsen.

Jetzt wird gepflanzt. Zuerst kommt in das zu tiefe Loch wieder lockere Erde hinein.
Mit dem Stiel der Schaufel und einem Stock überprüfe ich die Tiefe, damit der Baum nicht zu tief sitzt. Dann wird er hinein gerollt. Rollen ist schonender, für den Baum und den Rücken, als ziehen. Mit dem Ballenhaken geht das recht einfach.

Jetzt wird aus allen Richtungen geschaut, ob der Baum richtig steht…. wenn nicht…. muss er noch gedreht werden. Und bitte vorher die rote Fahne vom Transport abmachen. Da kommt man hinter her so schlecht dran…. ist mir alles schon passiert….

Die richtige Pflanztiefe ist jetzt sehr wichtig.
Der Boden unter dem Ballen ist sehr locker und wird im Laufe der Zeit zusammensacken. Dann stehen Bäume oft in Kuhlen und werden schnell angefüllt! 
Das kann ein Baum ganz schlecht vertragen.
Bei einer Buche reichen 5 cm Erdanfüllung und sie bekommt eine Wuchsdepression. Und junge Bäume, die zu tief stehen, überleben das oft gar nicht. Sie ersticken.

So steht er zu tief


Deshalb sollten Bäume höher als das Gartenniveau gepflanzt werden. Mit dem Stiel der Schaufel kann ich das gut kontrollieren. Auch wenn es etwas merkwürdig aussieht… dem Baum geht es so besser.

So steht er richtig

Und dann kommt die Frage aller Fragen:

Ballentuch und Drahtballierung…..abmachen oder nicht abmachen ?

NICHT ABMACHEN !!!
Zu dem Thema könnte ich jetzt ganz viel schreiben. Darüber gibt es auch in der Gärtnerfachwelt kontroverse Diskussionen.
Der Baum braucht beides zur Stabilität. Und beides verrottet sehr schnell. Da zu gibt es Baumschulversuche, die das ganz klar belegen.
Wenn der Spanndraht zu dicht am Stamm sitzt, kneife ich ihn durch.
Mehr nicht!!!
Es sei denn, der Baum ist nicht fachgerecht balliert, was ja auch leider vorkommt. Wenn die Enden des Ballenleins mehrfach um den Stamm geschlungen sind, dann sollte das geöffnet werden. Wenn es geht, das Ballentuch einkürzen und wieder fest verknoten.

Steht der Baum richtig im Loch, Gesicht nach vorne und in der richtigen Höhe, kann das Loch aufgefüllt werden. Dabei wird die Erde auch angetreten. Aber bitte mit Gefühl!


Dann kommt der Gießrand.
Und der kommt nicht irgendwo hin. Oder wird möglichst groß, damit viel Wasser hineinpasst.
Er kommt knapp über dem Ballen, damit das Wasser durch den Ballen läuft und nicht durch die locker Erde links und rechts am Ballen vorbei. Das hätte zur Folge, dass es um den Ballen herum richtig nass wird und der Ballen selber aber kein Wasser aufnimmt. Der Baum würde unter Umständen vertrocknen.

Das richtige Wässern ist sehr wichtig. Beim ersten Mal wird eingeschlämmt. D.h. der lockere Boden wird nass gemacht, damit eventuelle Hohlräume verschwinden. Erst danach wird der Gießrand angelegt.

Dann sollte der Baum besser einmal in der Woche richtig durchdringend gewässert werden, als jeden 2. Tag ein bisschen. Das Wasser soll unter dem Ballen ankommen, damit dort die Wurzeln nach unten wachsen, um sich dort irgendwann selber Wasser zu holen. Dazu brauche ich, je nach Baumgröße und Bodenart, 60 -100 Liter Wasser.
Im Sandboden sickert das Wasser schneller nach unten, aber der Boden kann es nicht speichern.
Im Lehmboden dauert es länger, bis es unter dem Ballen angekommen ist. Dafür wird das Wasser auch besser gespeichert.
Am besten ausprobieren und immer wieder  kontrollieren.

Wassersäcke an einer großen Koelreuteria.

Eine gute Möglichkeit sind auch Wassersäcke statt Gießrand. ES gibt sie von 60 bis 110 Liter pro Sack. Sie werden mit Reißverschlüssen verbunden und mit Wasser gefüllt. Durch eine Membran im Boden geben sie das Wasser ganz langsam ab und es sickert so gut in den Boden.
Für eine Neuanpflanzung reicht ein Sack. Bei größeren Bäumen oder Gehölzen, die durch die Trockenheit stark leiden, kann man auch mehrere Säcke miteinander verbinden.

Die Baumpfähle kommen dann ganz zum Schluss. Immer in West/ Ost Richtung.

Jetzt kann sich der neue Baum auch wohlfühlen.

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