Leseecke

Wunderwelt Totholz – eine Buchrezension

Totholz ist eigentlich der völlig verkehrte Begriff für einen Lebensraum, der lebendiger nicht sein könnte. Der Begriff stammt aus einer Zeit, in der altes und „totes“ Holz nur negativ gesehen wurde. Der Wald wurde genauso aufgeräumt und davon „befreit“ wie unsere Gärten. Bloß nichts davon liegen lasse…. könnten sich ja Pilze und Käfer ansiedeln.
Sicher, beim Gehölz- und Baumschnitt, passe ich da immer noch auf. Aber es wird nicht mehr jeder noch so kleine Ast abgeschnitten, nur weil der Baum ihn absterben lässt.
Totholz gewinnt eine immer stärker werdende Bedeutung in der Gartengestaltung. Damit lassen sich wunderbare Lebensräume gestalten und zwar so, das auch Gartenbesitzer, denen ein Naturgarten zu wild ist, daran Gefallen finden. Denn nicht in jeden Garten passt optisch ein Totholzhaufen. Schöne Baumstämme oder Wurzeln haben eine größere Akzeptanz und damit ist doch ein guter Anfang für mehr lebendige Lebensräume gemacht.

Farina Graßmann ist Naturfotografin, Bloggerin und Autorin des Buches „Wunderwelt Totholz“, welches im Palverlag erschienen ist. Sie ist viel in der Natur unterwegs und durch ihre Bilder will sie uns zeigen, wie schön auch ganz kleine Dinge sind. Wir müssen nur genau hinschauen.
Es ist ihr eine Herzensangelegenheit die Natur zu bewahren und zu schützen. Und der Wald braucht unseren besonderen Schutz.

Das Unerwartete entdecken,
die Perspektive ändern,
den Horizont erweitern.

Farina Graßmann

Es ist daher auch kein Wunder, das ihr erstes Buch dieses Thema hat. Mich haben als erstes ihre Fotos in den Bann gezogen. Vor allem die Bäume.
Wer mich kennt, weiß das mein Herz für Bäume schlägt und mir der verantwortungsvolle Umgang, in der Planung, Gestaltung, Verwendung und dem Baumschnitt, sehr wichtig ist.
Vor allem alte Habitatbäume berühren mich sehr.

Das Buch erzählt von diesen vielfältigen Lebensräumen und von ihren Bewohnern, den Tieren und Pflanzen. Es erzählt davon, wie viele Tiere in dieser alten Eiche (linkes Bild), die trotz der vielen „toten“ Äste wieder frisch austreibt, leben. Wie Spechte, Eulen oder Fledermäuse dort ihre Heimat haben.
Später werden sich dort die ersten Baumpilze ansiedeln. Irgendwann wird der Baum dann umstürzen und wieder anderen Tieren und Pflanzen Lebensraum bieten.

Das Buch bietet auch viel Wissen in gesonderten Blöcken an. Mir war z.B. nicht bewusst, das Totholz eine so zentrale Rolle im Klimaschutz hat. Es speichert Wasser und Kohlenstoff und wirkt ausgleichend.

Ein aufgeräumter Wald kann kein funktionierendes Ökosystem sein. Glücklicherweise hat sich da schon viel geändert und durch wegen der Klimaveränderung und dem Borkenkäfer kommt es in vielen Bereichen zu einem Umdenken.
Dazu schreibt Farina Graßmann viel Wissenswertes und Interessantes, alles untermalt von ihren wunderschönen Bildern.
Einen besonderen Augenmerk hat sie dabei auch auf Tiere, groß und klein.

Bei den antiken Römern galten z.B. Eulen als Unglücksbringer, deshalb wurden sie noch im letzten Jahrhundert lebendig ans Scheunentor genagelt…. einfach nur gruselig.
Auch wenn das nicht mehr passiert hat der Waldkauz es in der Nachbarschaft von uns Menschen nicht einfach. Zuviel Lebensraum ist schon zerstört.
Genauso wie der Hirschkäfer. Er ist stark gefährdet. Abgestorbene Bäume sind sein Lebensraum und das am liebsten in Eichenwäldern.
Die Autorin beschreibt sehr kurzweilig wie Herr Hirschkäfer Frau Hirschkäfer findet. Wie schön wäre es wenn wir sie öfter sehen würden…


Die große Welt der Pilze ist für mich noch relativ unbekannt. Hier ist es das Judasohr. Ein essbarer Pilz, der das ganze Jahr über zu sehen ist. Am liebsten lebt er auf Holunder. Spannend, was Farina Graßmann alles über ihn schreibt.

Die Moose haben auch einen eigenen Abschnitt im Buch. Sie fallen besonders im Winter auf, wenn alles andere nicht mehr grün ist. Je genauer wir schauen, umso mehr wird die filigrane Schönheit sichtbar. Ist das Goldene Frauenhaarmoos nicht wunderschön?

Zum Ende des Buches kommt noch ein Abschnitt über Totholz im Garten. Auch da gibt es unzählige Möglichkeiten. Holzzäune, die nicht imprägniert sind, Flechtzäune, Totholzhaufen, Stapel oder Stümpfe.
Käferkeller, Hackschnitzelwege oder stehendes Totholz sind weitere Ideen, die immer mehr Beachtung finden.
Gerade im Bereich Naturgarten passiert da zur Zeit sehr viel und es gibt tolle Beispiele für die Gestaltung mit Totholz.

Mein Fazit des Buches:
Es ist lehrreich und dabei leicht zu lesen. Die Bilder haben ihre ganz eigene Sprache und motivieren beim nächsten Waldspaziergang mal öfter stehen zu bleiben um genau zu schauen.
Ich werde es erstmal noch nicht ins Regal stellen, sondern im Wohnzimmer auf dem Tisch liegen lassen. So kann ich es schnell wieder zu Hand nehmen und einige Kapitel nochmal lesen.

Baumriese im „Darßer Urwald“

Das Buch „Wunderwelt Totholz“ gibt es im Palaverlag zu kaufen. Der hat es mir auch freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Genauso wie die Bilder, die alle von Farina Graßmann sind.

ISBN 978-3-89566-401-4 19,90 €

Dieser Beitrag enthält Werbung.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert