Bäume und Gehölze

Zwiegespräch mit einer Buche…. ach, wenn sie doch reden könnte.

Da steht sie nun, groß und mächtig, im ehemaligem Pfarrgarten in Legden.

Eigentlich sind wir, die Herbstgartentage der Lvhs Freckenhorst, dort um den Dahliengarten zu besuchen. Der ist auch wirklich schön und es gab spannende Einblicke in die Geschichte der Dahlien und dem Ort Legden.

Aber diese Blutbuche hat mich schon beim reingehen angesprochen. Als wenn sie sagen wollte:
Komm zu mir und entdecke mich.
Und da genug Zeit war, konnte ich sie erforschen. Mit allen Sinnen.
Die Rinde fühlen, Blätterrauschen hören, kleine Flechten mit den Augen entdecken und das Herbstlaub riechen. Nur gegessen habe ich nichts von ihr.
Je mehr ich mich mit ihr beschäftigt habe, um so mehr habe ich entdeckt. Und um so mehr Fragen tauchten auf.
Sie sieht nicht so aus wie andere Buchen. Ihr Wuchs ist mehr als ungewöhnlich.

Knorrig senkt sie ihre Wurzeln in die Erde. Sucht nach Wasser und Nährstoffen.
Findet dort Halt, um den Stürmen zu trotzen.


Eine kleine Vogeltränke hat sich dort gebildet.
Es wirkt auf mich so behütend, fast mütterlich. Als wenn sie den Tieren das Wasser darbietet.
Wie in einer Schale.

Aber dieser Stamm…..
Immer wieder bin ich um ihn herum gegangen, habe ihn berührt und bin den tiefen Einkerbungen nach gegangen. Die ziehen sich den ganzen Stamm hoch und ganz herum. So ungewöhnlich. Was mag das sein?
Es sieht so aus, als wenn sie das von Anfang an hatte. Als ob sie damit groß geworden ist.

Wie ein dicker Elefantenfuß. Einige Einkerbungen laufen auch parallel. Sie ziehen sich bis hoch in die Krone.

Als wenn es verschiedene Stämme waren, die dann zusammen gewachsen sind…..

….. und oben zu einem Stamm wurden?

Wäre das möglich?
Blutbuchen werden veredelt und normalerweise eintriebig als Hochstamm gezogen.
Vielleicht ist damals, vor vielleicht 100 Jahren, der Stamm abgebrochen und mit mehreren Trieben wieder ausgetrieben?
Und dann sind sie gemeinsam in die Höhe gewachsen und haben sich dann verbunden?
Oder gibt es einen ganz anderen Grund?

Ach, wenn sie es mir doch erzählen könnte….

Geschadet hat es ihr auf jeden Fall nicht. Das einzigste, was mir auffiel, ist das die Krone etwas flacher ist als bei anderen Blutbuchen. So flach, das ich erst einen Kronenschaden vermutet habe.

Ein Blick in die mächtige Krone zeigt, das dort alles intakt ist.
Ist sie nicht wunderschön? Mit Moos und Flechten bewachsen reckt sie ihre mächtigen Äste in den Himmel. Wie ein Baldachin wölbt sich das Blätterdach und gibt uns Schutz vor Sonne und Regen.
Und dann gibt es Menschen, die denken bei so einem beeindruckendem Lebewesen nur an die vielen Laubsäcke…..

Je länger ich mich unter der Buche aufhielt umso näher bin ich an sie heran gegangen. Und umso mehr habe ich entdeckt. Diese Vielfalt der Flechten und Moose…. fast wie eine Welt für sich.

Was könnte sie uns alles erzählen? Von früher, als Sonntags die Menschen noch mit Pferd und Wagen zur Kirche kamen. Von den schrecklichen Kriegsjahren, dem Wiederaufbau, dem Wirtschaftswunder, den wilden 60igern, Wiedervereinigung, Jahrhundertwende, der drohenden Klimakatastrophe, Corona….
Was würde sie uns sagen?
Das es immer irgendwie weiter geht?
Das immer irgendwo ein Licht ist?
Bestimmt würde sie uns das sagen. Daran glaube ich ganz fest.

Aber für die schöne Blutbuche habe ich nicht die Hoffnung, das sie nochmal fünfzig Jahre gesund bleibt. Schon jetzt konnte ich erkennen, das die oberen Äste absterben, weil zu wenig Wasser da ist. Und wenn sie sich in der Krone nicht mehr beschatten kann, kommt der Sonnenbrand. Und dann geht es bergab mit ihr.
Das stimmt mich sehr traurig und ich wünsche mir so sehr, das ich mich irre…..

….. und dieses schöne Ensemble so noch lange erhalten bleibt.

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