Bäume und Gehölze,  Gestaltung

Kolkwitzia amabilis – der Perlmuttstrauch

Ist sie nicht eine wahre Augenweide?
Seit über 30 Jahren steht dieses herrliche Gehölz direkt hinter der Eibenhecke bei unseren Nachbarn. Und glücklicherweise lieben sie es genauso wie wir….. ungeschnitten im natürlichem Habitus.

Die Kolkwitzia wurde nur in den ersten Jahren ausgelichtet und das auch nur weil alle, auch ich, dachten:
Alle Sträucher müssen regelmäßig geschnitten werden??!!
Das denken ja so viele: Alle Sträucher müssen regelmäßig geschnitten werden.
Warum denken das eigentlich so viele Gartenbesitzer?

  • ohne Schnitt keinen Blüte….. kann ein Grund sein, aber nur bei einem kleinen Teil der Gehölze
  • werden zu groß….. das ist dann der falsche Standort
  • vergreisen ohne Schnitt….. bei einigen Sträuchern, z.B. Forsythia, ist das der Fall, bei etlichen anderen aber nicht

Der Perlmuttstrauch kann regelmäßig geschnitten werden, wenn nicht genügend Platz da ist. Dann wird er ausgelichtet, d.h. ältere Triebe werden bodennah entfernt. Schneiden kann man ihn im Winter oder im Sommer. Möchte man das Wachstum bremsen, ist ein Sommerschnitt günstiger. Dabei natürlich, vor dem Schnitt erstmal nach den Vögeln schauen!!!

Sie lässt sich aber auch anders schneiden.
Links: als „Formgehölz“, geht auch in rund oder oval. Das ist nicht unbedingt das, was ich unter fachgerechtem und der Art entsprechendem Schnitt verstehe. Da wird nie eine Blüte kommen. Wobei in der Ecke ja wirklich genug Platz ist.
Mitte: Diese Kolkwitzia wird regelmäßig auf Stock gesetzt. Das bedeutet einen Schnitt kurz vor dem Boden. Sie wird blühen und dabei relativ niedrig bleiben. Wird aber immer breiter werden.
Rechts: Dort werden Triebe bodennah rausgeschnitten. Sie darf hoch werden – im Himmel ist meistens Platz. Der typische überhängende Wuchs ist auch da. Aber sie wird in ihrem Platz begrenzt. Gut machbar für kleine Gärten.

Die Blüten erscheinen Ende Mai/Juni. Sie hängen in langen Kaskaden runter. Das gibt dem Gehölz ein elegantes Bild. Wenn er richtig groß geworden ist, lässt sich dort auch gut im Schatten eine Tasse Kaffee trinken. Es lohnt sich die Blüten mal vom Nahen zu betrachten. Sie sehen wunderschön aus. Die glockenförmigen Blüten sind rosa und haben einen orangefarbenen Schlund. Die Blütenstiele sind weich behaart. Sehen die nicht puschelig aus?
Auch die Fruchtstände sind attraktiv. (Bild wird im Herbst nachgereicht)

Auch im Winter sieht sie attraktiv aus.
Ihr helle, fast hellgraue Rinde blättert bei den älteren Ästen ab.
Hier könnte man das ganze Kleinzeug an Ästen noch abschneiden. Dann käme das Holz besser zur Geltung.

Besondere Ansprüche an den Boden stellt sie nicht. Auch in den letzten drei Dürrejahren hat sie nicht geschwächelt und kein zusätzliches Wasser bekommen. Frosthart und industriefest, vital und blühwillig……. ein tolles Gehölz.
Im Garten kann ich sie gut kombinieren mit rotlaubigen Gehölzen, z.B. Blasenspiere oder Berberitzen. Ich mag sie am liebsten freistehend, weil ihr malerischer Wuchs dann am schönsten zur Geltung kommt. Aber sie ist auch für freiwachsende Hecken oder Gehölzgruppen geeignet. An Stauden gibt es viele passende Pflanzen, z.B blaue Storchenschnabel, Bleiwurz oder Salbei.

Nach Europa ist sie im Jahre 1901 gekommen. Ihre Heimat ist in China in Höhenlagen von 300 – 1300 Meter. Dort steht sie an Straßenrändern, Berghängen und in artenreichen Wäldern. D.h. das sie auch mit weniger Sonne auskommen kann.
Der italienische Pater Guiseppe Giraldi war 1890-1895 als Missionar in China. Ihm fiel dieses Gehölz auf. Deshalb legte er sie mit in sein Hebarium, welches dann zur Bestimmung in Berlin, ins botanische Museum, gelangte. Dort wurde von Karl Otto Graebner erkannt, das es sich dabei um ein völlig neue Art, in der Familie der Geißblattgewächse, handelt. Er benannte sie nach seinem Freund Richard Kolkwitz Kolkwitzia und gab ihr den Artnamen amabilis, liebenswert, dazu.
Bis heute gibt es keine weiteren Arten. Kolkwitzia amabilis bleibt einzigartig.
1900 sandte der Pflanzensammler Ernest Henry Wilson Samen der Kolkwitzia nach England. Er wurde in einer Gärtnerei ausgesät, weiter kultiviert und dann den pflanzenverrückten Engländern vorgestellt.
Erstmal ohne großen Erfolg, da die Blüten auf sich warten ließen.
Aber als sie dann, nach 10 Jahren, mit ihren Blütenkaskaden loslegte, wurde sie sehr beliebt. Ihren Siegeszug hier in Deutschland, trat sie erst nach dem 2. Weltkrieg an.
In den USA wurde sie als „Beauty Bush“ bekannt. In China heißt sie übrigens Igelfrucht, auf Grund der stachelig aussehenden Früchte.

Lädt sie nicht ein, um dort bei Sonnenschein einen Kaffee zu trinken und dabei den vielen Bienen und Hummeln zuzuhören?

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