Gemüsegarten

Flowersprout, Kohlröschen oder Kalettes…. egal wie sie heißen….ich liebe sie schon seit 10 Jahren!!!

Meine erste Englandreise, im Jahr 2011, wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Einmal die Chelsea Flower Show sehen, das Mekka vieler gartenbegeisterten Menschen, war schon lange mein Traum. Die fünf Tage, davon 2 Tage Hin- und Rückfahrt, waren wie gefühlte drei Wochen. Alles war einfach nur traumhaft.
Im bekannten Wisley Garden gab es ein sehr feines Gartencenter mit wunderbaren Dingen für uns Gärtner. An englischem Gartenwerkzeug kann kaum jemand vorbei gehen. Und dazu die vielen Pflanzen !
Doch die Saatgutabteilung toppte alles. So eine Auswahl an Gemüse hatte ich noch nie vorher gesehen. Allein sechs Pastinakensorten gab es da.
Und da stand er dann: Flowersprout – das neue Gemüse. Lila Röschen, so ähnlich wie Rosenkohl oder doch eher kleiner Grünkohl?
Egal. Kenne ich nicht….. muss mitkommen für unseren Gemüsegarten.

Seit dem gehört er zu uns und jeden Winter freue ich mich auf die Ernte.


Was ist Flower Sprout denn jetzt?

Es ist ein ganz neues Gemüse, eine Kreuzung zwischen Rosenkohl und Grünkohl. 1995 hatte der englische Gemüsezüchter Dr. Jamie Claxton die Vision einer neuen Gemüseart aus der Kohlfamilie. 15 Jahre arbeiteten er und sein Team an dieser Züchtung bis der Flower Sprout 2010 auf den Markt kam. Viel Knowhow und Handarbeit war dafür nötig. Kreuzungen zwischen Grünkohl und Rosenkohl schienen möglich und so wurden zuerst stabile und einheitliche Elternlinien entwickelt. Allein das dauerte schon viele Jahre und erforderte genaue Selektions- und Bestäubungsarbeit. Das ist notwendig, um eine einheitliche und stabile Kreuzung zu bekommen.
Die Kreuzung ist dann eine sogenannte F1 Hybride. Das ist Züchtungsalltag und passiert ohne jede Gentechnik.
Vom Rosenkohl, der Mutter, bekam er den Strunkaufbau, den roten Farbstoff und die Röschenbildung.
Vom Grünkohl, dem Vater, kamen die krausen Blätter, die lila Farbe und ebenfalls die Röschenbildung.
Jamie Claxton arbeitet für den englischen Saatguthersteller Tozer Seeds. Und die entwickelten eine ausgeklügelte Marketingstrategie um Flower Sprout auf dem Markt zu etablieren.
Eingetragen ist er unter dem Markennamen Kalettes. Mittlerweile gibt es auch schon verschiedene Sorten. Wir nehmen mittlerweile die Sorte „Autum Star“ von Sperli

All das wusste ich damals nicht. Ich war einfach nur neugierig. Und da mein Mann genauso experimentierfreudig ist, der Gemüsegarten ist nämlich sein Bereich, stand dem Anbau nichts mehr im Wege.
Irgendwie ist es dann ein Gemeinschaftsprojekt geworden. Aussaat, Pikieren und oft noch Topfen ist mein Part und die Weiterkultur auf dem Beet übernimmt er dann.

Wie bauen wir Flower Sprout an?

Flower Sprout hat eine lange Kulturzeit. Man kann ihn ab März aussäen und ab Mai im Freiland pflanzen. Geerntet wird dann im Herbst und Winter. Da wir nicht soviel Platz in den Beeten haben, säen wir den Kohl etwas später aus. Meistens Ende April/ Anfang Mai. Zum Schutz gegen die schon oft sehr heiße Sonne decke ich die Aussaaten immer mit Zeitungspapier ab, welches ich feucht halte. Das kenne ich noch so aus der Gärtnerei meiner Eltern.
Etwa 14 Tage nach der Aussaat werden die kleinen Pflänzchen in Multitopfplatten pikiert. Dafür nehme ich Aussaaterde und mische sie mit Blumenerde. Ich will das Wurzelwachstum fördern, deshalb sollen nicht zuviel Nährstoffe enthalten sein. Die Wurzeln sollen sich auf die Suche nach der Nahrung machen und so einen kompakten Wurzelballen entwickeln.
Ungefähr drei Wochen weiter könnten wir die Jungpflanzen draußen setzten….. wenn da denn Platz wäre.
Also werden sie in 12er Töpfe getopft, diesmal mit reiner Blumenerde. Denn ab jetzt brauchen sie Power.

Nach dem Durchwurzeln, wenn man unterm Topf die ersten Wurzeln erkennen kann, kommen sie vom Glashaus ins Folienhaus. Im kleinen Glashaus wird es mittlerweile zu heiß für den Kohl. Dort stellen wir sie aber nicht auf die Erde, wegen der Schnecken, sondern etwas erhöht.
Weitere drei bis vier Wochen später, wir sind jetzt im Juni, geht es dann ab ins Beet.

Wir ihr seht, stellt mein Mann über alle kleinen Pflanzen Tunnel aus Kaninchendraht. Wir haben leider äußerst gefräßige Tauben. Die machen uns sehr viel Ärger. Der Abstand beträgt zwischen den Pflanzen 40 cm und zwischen den Reihen ca. 50 cm. Man kann ihn auch weiter pflanzen, dann bekommt er mehr Licht…. aber bei unserem Platzmangel steht er etwas enger.
Ab jetzt heißt es Wässern und Düngen. Kohl ist ein Starkzehrer. Er liebt eher schweren Boden und bekommt Kompost und Hornspäne bei der Pflanzung. Nachgedüngt wird mit Horngries.
Beim Wässern ist es wichtig tiefgründig und regelmäßig zu gießen, da der Flower Sprout viel Wasser braucht und Wurzeln bis in 30 cm Tiefe hat.
Dann fängt er mit dem Wachsen an.

Irgendwann sind die Pflänzchen zu groß für das Drahtgeflecht. Dann wird ein Gestell für ein Gemüsefliegennetz oder ein Vogelschutznetz gebaut.
Im letzten Jahr sind dazu noch alle Strunken einzeln angebunden worden. Dadurch stehen sie im Winter besser.

Im Oktober werden die Pflanzen pinziert, d.h. wir nehmen ihnen die Spitzen raus. Sie sind jetzt hoch genug und sollen ihre Kraft in die Röschen stecken. Die Spitzen werden übrigens gleich in der Küche verarbeitet. Genauso wie hier und da einige der großen Blätter.
Außer Weißer Fliege und Läusen haben wir bis jetzt noch keine Schädlinge gehabt. Die Kohlweißlinge scheinen ihn bei uns nicht zu mögen. Wegen der Kohlhernie pflanzt mein Mann ihn jedes an eine andere Stelle. Da wir kaum andere Kohlpflanzen haben, ist das auch kein Problem.

Eigentlich ist es schade, dass wir ihn so einpacken müssen, da er echt attraktiv aussieht. Frost spielt übrigens keine Rolle. Der macht ihm nicht viel aus.

Wie wird geerntet und verarbeitet?

Im Winter beginnt dann die Ernte. Angefangen wird mit den größten Röschen. Die werden einfach abgebrochen.
Wenn ihr nur wenige Pflanzen habt, könnt ihr sie auch abschneiden und einen kleinen Stummel stehen lassen. Es kann gut sein, das da noch einige neue Röschen kommen. Falls das Wetter mitspielt.
Zum Saubermachen ist nicht viel dran. Waschen, abtropfen lassen und verarbeiten. Geht Ratzfatz.

Gebraten in einer großen Pfanne oder lauwarm als Salat. Er ist enorm vielseitig. Zu ihm passen gut Walnüsse, Granatapfel, Zwiebeln, Speck, Schinken oder auch Nudeln. Der Kreativität ist keine Grenze gesetzt. Er lässt sich auch gut im Backofen rösten, dabei muss man aber gut aufpassen. Er ist schnell fertig und brennt schnell an.
Und er ist ungemein gesund. Zählt zum Superfood, voll mit Antioxidantien, doppelt so viel Vitamin C und B6 wie Rosenkohl und nur 45 Kalorien pro 100g.
Was wollen wir mehr?

Noch ein Tipp von uns:
Falls ihr Tauben habt, solltet ihr die Pflanzen auch im Winter gegen sie schützen. Wir hatten das Netz abgemacht und es ging etliche Wochen gut. Dann haben sie ihn plötzlich entdeckt und innerhalb weniger Tage hatten sie alles angepickt, was für sie möglich war. Das hat einen großen Schaden gegeben.

Ansonsten kann man dann auch im Winter die kompletten Strunke ernten. Am besten mit der Astschere abschneiden.


Was sagt ihr dazu? Gibt es Flower Sprout schon in eurem Garten?
Oder lasst ihr euch jetzt von uns anstecken?

Der Beitrag enthält Werbung wegen Produktnennung.

2 Comments

  • Sylke

    Liebe Barbara, ein toller, informativer Beitrag! Ich habe die Flowersprouts dieses Jahr das erste Mal im Anbau. Wenn ich Deine Bilder so sehe, habe ich wohl etwas früh geerntet (die vom Markt waren kleiner) und die unteren Rösschen haben sich bei mir auch die Schnecken schmecken lassen. Aber ich freue mich schon auf die nächste Ernte und werde dann im nächsten Jahr den Anbau etwas optimieren…
    Liebe Grüße, Sylke

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